Das Thema „Kleidungsgewohnheiten beim Arbeiten daheim“ ist mir in den vergangenen Monaten immer wieder mal begegnet. Zum Beispiel in einem Blogpost der britischen Modehistorikerin Lori Smith. In „How did lockdown affect our relationship with clothing?“ schreibt sie:
I asked why we consider clothes to be ‘necessary’. This is obviously a bit of a big question but, seeing as we were talking about clothing in the context of the home, I figured we could mostly skip over the protection from the elements and public decency aspects. However, I thought it was worth noting that, at home, ‘not getting dressed’ doesn’t always imply nudity – it can also mean spending the day in nightwear, loungewear or some other unstructured clothing. So, why bother getting dressed during lockdown?
Ihre Kollegin Jana Reynolds hat fürs Blog des King’s College London auch zum Thema geschrieben: „Lockdown Fashion: An exploration of dressing at home in 2020„.
As a fashion sociologist, I have always been fascinated by everyday sartorial behaviours as a mechanism that allows to ‘articulate the relationship between a particular body and its lived milieu, the space occupied by bodies and constituted by bodily actions’, as fashion theorist Jennifer Craik put it. But what happens to dress in a world where the ‘lived milieu’ is drastically altered and where ‘bodily actions’ are no longer the familiar, repetitive rituals they had always been? In other words, what happens to our sartorial practices during quarantine? And what can it tell us about emerging forms of sociality in an era of social distancing; about how we negotiate the boundaries between private and public when they are no longer explicitly configured in space?
Stefan Sengl, den ich letztlich für den Beitrag interviewt habe, hat im März täglich ein Krawattenfoto getwittert…
…und im November eine Jogginghose gekauft:
Daneben habe ich noch mit Ines Häufler gesprochen, die als Autorin/Filmdramaturgin schon jahrelange Erfahrung mit dem von-daheim-aus-arbeiten hat, und von Jogginghosen als Arbeitskleidung wenig hält. Im Beitrag kommt noch die Modesoziologin Monica Titton zu Wort, die das Ganze etwas einordnet und darauf hinweist, dass die Pandemie die Fabriksarbeiter_innen der Textilbranche besonders schlimm trifft.
In Jogginghosen zur Videokonferenz? Über die Entscheidung zwischen Pyjama und Business-Kostüm zuhause
Pandemiebedingt arbeiten viele Menschen derzeit verstärkt von daheim aus. Dabei stellt sich manchen die Frage, ob der jeweilige Branchen-Dresscode auch in den eigenen vier Wänden gilt. Denn: wenn es niemand sieht, könnte man eigentlich genauso gut im Pyjama arbeiten. Selbst bei Videokonferenzen lässt es der Bildausschnitt oft zu, Bluse und Jogginghose statt formelles Beinkleid zu tragen. Dennoch – es kann sich lohnen, beim gewohnten Outfit zu bleiben.
Der Beitrag ist noch eine Woche lang hier anzuhören. Entstanden ist er übrigens zu mindestens 50% an meinem Schreibtisch daheim, also in Jogginghosen. Meine vielen Kleider (s. improv-Stockfoto) würd ich da nämlich nicht tragen.
Österreich 1 “Moment”: 13.1.2021, 15.30h